Alkalinität (englisch: ANC=Acid Neutralizing Capacity) und BNC (Base Neutralizing Capacity) sind wertvolle Kenngrössen für das Wasser, die experimentell leicht gemessen werden können. Durch Titration einer Probe mit einer starken Säure bzw. Lauge bis zu einem ausgewählten Äquivalenzpunkt werden diese Kennwerte bestimmt.
In natürlichen Gewässern benutzt man auch den Begriff Säurebindungsvermögen anstelle von Alkalinität.
Bei der Nitrifikation/Nitritation wird Alkalinität verbraucht.
Unterschreitet die Alkalinität einen unteren Grenzwert, so wird die Stickstoffoxidation zunächst gehemmt, bzw. kommt dann ganz zum Erliegen. Bei der Denitrifikation und der Deammonifikation wird Alkalinität zurückgewonnen, bzw. bei einem simultanen Prozess wird entsprechend weniger Alkalinität verbraucht.
Generell gilt, die Säurekapazität nimmt mit sinkender Abwassertemperatur im Belebungsbecken ab. Grund ist die höhere Löslichkeit des CO
2, welches beim biologischen Abbau produziert wird. Als Folge löst sich Calcium aus den Belebtschlammflocken und die Stabilität der Schlammflocke wird beschädigt. Die Folge sind erhöhte Suspensawerte im Ablauf.
Einige Kennzahlen im Zusammenhang mit Ammoniumelimination / Säurekapazität / Alkalinität / Fällmittelzugabe:
• Bei der Nitrifikation entsteht Salpetersäure. Es werden 0,14 mmol Säurekapazität je mg NH4-N bei der Nitrifikation verbraucht
• Bei der Denitrifikation wird Säurekapazität zurückgewonnen und zwar 0,07 mmol je mg NO3-N
• Bei der Deammonifikation können je mg/l Alkalinität 0,278 mg/l NH4-N umgesetzt werden
• Saure Fällmittel (Metallsalze) setzen H+ frei und bewirken ein Absinken des pH-Wertes
• Pro Mol Fe
3+ oder Al
3+ werden 3 Mol Säurekapazität verbraucht; zum Beispiel bewirken 50 ml FeCl3 je m3 Abwasser einen Verbrauch an Säurekapazität von 0,5 mmol/l
• Alkalische Fällmittel liefern Säurekapazität
• Der optimale pH-Bereich für die Nitrifikation liegt bei 7,2 bis 8,5. Eine ausreichende Alkalinität ist wichtig für eine gute Reinigungsleistung und stabile Schlammflocken.
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